Fragen & Antworten » notfallbehandlung bei einer unterzuckerung?

ich musste schon mehrfach erleben, dass man vielfach unvorbereitet in die katastrophe schlittert.

aus diesem grund habe ich z.b. immer eine adresse mit einer tierarztpraxis zu liegen, die ich dann auch am we oder nachts anfahren kann.
ich denke mit einer guten vorbereitung ist schon viel gewonnen.

deshalb möchte ich hier die frage stellen wie die optimale behandlung beim ta ausschaut, falls die bz-werte so in den keller gegangen sind, dass die katze schon im koma liegt.
wir hoffen sicher alle, dass dies niemals passieren wird aber auch hier hilft es zu wissen wie die notfallbehandlung aussehen sollte.
leider musste ich nämlich hier im forum nachlesen, dass es tierärzte gibt denen hier ebenfalls die erfahrung fehlt. ich möchte jedenfalls nicht an einem gelangen der mir dann etwas vom pfernd erzählt, mir dann das notwendige wissen fehlt ich dieses dann nur abnicken kann.

persönlich stelle ich mir hier die venöse gabe von traubenzucker unter ständiger kontrolle des bz-wertes vor. falls der bz-wert in den nächsten minuten nicht ansteigt, sollte hier eine weitere gabe von traubenzucker erfolgen usw.
anschließend eine dauertropfinfusion mit einer zuckerlösung

Fragen:

- die wichtigste frage wäre erstmal zu klären, ob hier meine thesen richtig sind.
- wie hoch sollte hier die dosierung des traubenzuckers sein also wieviel gr./kg
- sofern dann ein tropf gesetzt wird, welcher zucker kommt dann hier zum einsatz. glucose oder weiterhin traubenzucker?
- auf welchen wert sollte der bz-wert eingestellt werden, dass insukin wirkt ja noch weiter.
- kann ich ausser mit guten zureden diese behandlung einfordern falls der ta hier etwas anderes machen möchte.
- sofern sich der bz- wert wieder hoch genug ist (eigendlich müsste die katze doch dann aus dem koma aufwachen?), kann ich dann die katze unter ständiger kontrolle des bz-wertes wieder mit nach hause oder lasse ich die katze zur beobachtung in der klinik.
auch dies ist eine sehr wichtige frage. zuhause hat man sein tier immer unter beobachtung und beim arzt ist dies eben nicht so.
wenn zuhause aber der gleiche zustand noch einmal eintritt dauert es wieder entsprechend länger bis zur nächsten traubenzuckerinjektion, da man sich hier wieder auf den weg zum ta machen muss.

würde mich hier über eine stellungnahme und hoffendlich eine erschöpfende antwort freuen.

Hallo Stefan,

Du willst es aber ganz genau wissen.

1. In der Humanmedizin ist Glukose ein Medikament und darf intravenös nur vom Arzt oder im Rahmen der Notkompetenz von ausgebildeten Rettungsdienstmitarbeitern gespritzt werden. Mancher wird sich jetzt fragen, wieso? Es ist ja nur Zucker! Das stimmt, aber falsch angewendet und in zu hoher Konzentration kann dieser einfache Zucker Übles mit den Venenwänden anstellen und dann hast du ein neues Problem. Deshalb wirst du hier von uns dazu keine Anleitung bekommen. Wenn du dir das zutraust, dann frage bitte deine TÄ danach.

Die optimale Behandlung beim TA sieht sicher so aus, dass im Falle einer Bewusstlosigkeit (Koma) sicher das Aufrechterhalten der sog. Vitalfunktionen (Puls und Atmung) sichergestellt werden sollte. Dann ist im Falle einer Unterzuckerung ein venöser Zugang und eine Infusion mit Glucosezusatz das Mittel der Wahl. Natürlich sollte die Katze ständig beobachtet werden. Wie lange sie beim TA bleiben muss, hängt sicher von vielen Faktoren ab. Haben sich Ketone gebildet? Ist der Zustand wieder stabil? Wirkt das Insulin vielleicht noch? und und und...

Traubenzucker, wie man ihn auch in flüssiger Form kennt, wird übrigens nicht gespritzt. Ich denke, dass ist in der Tierheilkunde nicht anders als in der Humanmedizin.

2. Soweit sollte es aber gar nicht kommen. Man kann eine Unterzuckerung oft frühzeitig erkennen. Wichtig dafür ist natürlich, dass du dein Tier gut kennst und aufmerksam wirst, wenn es sich plötzlich anders verhält.

Anzeichen für eine Unterzuckerung können neben dem niedrigen BZ sein,

- Unruhe oder Apathie
- Schreien
- Orientierungslosigkeit
- der verzweifelte Versuch, irgend etwas essbares zu finden
- Rückzug

Genauso wichtig ist, dass du weisst, wie das Insulin bei deiner Katze ungefähr wirkt. Caninsulin wirkt ja völlig anders als ein Langzeitinsulin. Jeder Blutzuckerwert unter 60 mg/dl ist, beim Mensch wie auch beim Tier, mit Vorsicht zu geniessen. Der Übergang zu einer absoluten Hypoglykämie (Unterzuckerung) ist fliessend und von Tier zu Tier verschieden.

Wir gehen hier bei niedrigen Werten oder bei Werten, die sehr schnell in kurzer Zeit fallen in der Regel wie folgt vor:

- Du solltest immer "böses" Futter zu Hause haben. Also Nassfutter mit Zucker. Wenn die Werte zu früh und zu schnell sinken, kann man da gut gegensteuern. Auch hier gibt es keine Grammangaben. Denn auch jede Katze verstoffwechselt anders. Wenn du unsicher bist, lieber etwas mehr. Ein zu hoher Zucker ist zwar nicht schön aber nicht aktut gefährlich.

- Wenn der Wert deutlich unter 60 mg/dl sinkt, dann kannst du eine Traubenzuckerlösung geben. Hier bietet sich Jubin an. Das ist ein Gel, was man direkt ins Mäulchen schmieren kann. Hast du kein Jubin zu Hause, hilft notfalls auch Honig. Jubin hält aber nicht lange an, denn es wird schnell verstoffwechselt. Treibt den Zucker aber gut nach oben.

- Ganz wichtig ist das engmaschige Messen. Bei sehr niedrigen Werten auch im 30 Minuten-Takt! Auch wenn der BZ wieder steigt, ist die Gefahr nicht unbedingt gebannt. Aufatmen kannst du erst, wenn die Wirkung des Insulins nachlässt, also nach dem Nadir.

Du merkst, dass ich bewusst versuche, keine Werte zu nennen! Das hat seinen Grund. Es gibt Tiere, denen geht es mit einem BZ von z.B. 50 mg/dl blendend. Da ist dann kein Handlungsbedarf. Die BZ-Werte sind ein Anhaltspunkt - entscheidend ist der Zustand deiner Katze!

Dabei darfst du auch die Ketone nicht ausser Acht lassen. Die sind bei einem Missverhältnis zwischen Insulin und "Nahrung" schnell da und in hoher Konzentration lebensgefährlich.


Wenn du dir nicht sicher bist und deine Katze ist noch voll ansprechbar, dann kannst du hier um Rat fragen oder deine TÄ ansprechen.

Wenn du dich weiter einlesen willst, dann kann ich dir diese Seite nur ans Herz legen www.katzendiabetes.info

Gruß Susanne